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Wissenschaft wissen, wahrheit, erkenntnis, disziplin, forschung, lehre

1.

WISSENSCHAFT
WISSEN, WAHRHEIT,
ERKENNTNIS, DISZIPLIN,
FORSCHUNG, LEHRE

2.

WAS IST WISSEN?
Gibt es nur eine Antwort auf diese Frage?
Gegenstand der Erkenntnistheorie (Epistemologie)
Unterschiedliche erkenntnistheoretische Positionen
Unterschiedliche Antworten
Mögliche Antworten: Erkenntnisphilosophien der frühen Neuzeit
Rationalismus – Empirismus

3.

RATIONALISMUS
„Cogito ergo sum“ (Renè Descartes)
Erkenntnisgewinnung durch: denken, zweifeln, ableiten
Es gibt Dinge, die wir sicher wissen, z.B. dass wir denken, existieren > davon kann
alles weitere abgeleitet werden.
>Deduktion

4.

EMPIRISMUS
„Tabula rasa“ – ein unbeschriebenes Blatt
John Locke
Erkenntnisgewinnung durch: Sinneswahrnehmnung, Erfahrung der Außenwelt
Wir wissen nichts, mit jeder Erfahrung wird das Blatt beschrieben
> Induktion

5.

BEISPIELE FÜR MODERNERE
ERKENNTNISTHEORETISCHE POSITIONEN
Konstruktivismus, Subjektivismus,
Interpretivismus
Kritischer Rationalismus, Realismus
• Menschliches Verhalten ist nicht messbar
Welt/Wirklichkeit ist abhängig von der
betrachtenden Person
• Wahrheit ist nicht möglich – stattdessen Streben
nach besserem Verständnis
• Es gibt eine Welt, die von der betrachtenden
Person unabhängig ist, aber menschliche
Wahrnehmung ist beschränkt
• Man kann keine endgültige Wahrheit finden,
sondern sich nur annähern.
Zum Thema Wahrheit > „Wahrheit, Wirklichkeit
und Wissen“ von Otto Kruse > als Datei unter dem
Themenblock: Zur Rolle der Wissenschaft

6.

ERKENNTNISTHEORETISCHE POSITIONEN UND
WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN
Inwiefern sind diese Positionen für das wissenschaftliche Arbeiten relevant?
Sie bestimmen grundlegende Perspektiven und Herangehensweisen
Beispiel: Übersetzerische Expertise – Wann und warum ist jemand ein*e gute*r Übersetzer*in?
Kritisch-rationalistischer Blick
Annahmen: Expert*innen bringen auf ihrem Gebiet Top-Leistungen, die messbar sind; Expertise wird durch Übung erworben
Zentrales Interesse: Was können Übersetzungsexpert*innen besser als Lai*innen? Wie genau werden sie besser? Wie können
Expert*innen in diesem Bereich bestimmt werden?
Konstruktivistischer Blick
Annahmen: Top-Leistungen können nicht objektiv bestimmt werden: Expertise wird zugeschrieben (sozial konstruiert)
Zentrales Interesse: Wer wird als Exper*in gesehen und warum?
Untersuchung: zielt eher auf Interpretationen ab, z.B. mit Interviews

7.

UNTERSCHIEDLICHE PERSPEKTIVEN
…bedeuten mehrere Wahrheiten
Die Komplexität der Wirklichkeit kann nur teilweise abgebildet werden (Ausschnitte der
Wirklichkeit)
Hervorhebung konkreter Aspekte bedeutet auch Vernachlässigung anderer Aspekte
Selektion aufgrund bestimmter Interessen
Bestimmte Perspektiven können
- politische oder ethische Implikationen haben
- zu politischen Zwecken eingesetzt werden
- aufgrund politischer/wirtschaftlicher Umstände länger überleben als andere
- im globalen Machtgefälle (unter)priviligiert sein, z.B. eurozentrische Sicht/Perspektive

8.

WAS IST WISSENSCHAFT?
Verschiedene Disziplinen > unterschiedliche Gegenstände > ein eigenes Verständnis
von Wissenschaft
Gibt es daher eine disziplinübergreifende Definition dieses Begriffs?
An Universitäten wird die Wissenschaft institutionalisiert betrieben

9.

WISSENSCHAFT
Duden: (ein begründetes, geordnetes, für gesichert erachtetes) Wissen
hervorbringende forschende Tätigkeit in einem bestimmten Bereich
Wissenschaft hat das Ziel, die Welt (auch ferne Welten) und das Leben auf der Erde
zu erforschen, Unbekanntes zu entdecken und dabei Wissen zu sammeln,
auszuwerten, anzureichern und nutzbringend durch Veröffentlichungen und Lehre zu
transferieren (Belzert 2011:7)
Wissenschaft hat es grundsätzlich mit der Beobachtung, Analyse und Erklärung von
Natur-, Geistes- und Kulturphänomenen zu tun (Schiewe 2007:32)
Welche Tätigkeiten erkennen Sie in den obigen Definitionen, die typisch für wissenschaftliches
Arbeit sind?

10.

FORSCHUNG AM ZTW
Teilbereiche:
Übersetzungswissenschaft
Dolmetschwissenschaft
Terminologiewissenschaft
Transkulturelle Kommunikation
Forschen: allein oder in Forschungsgruppen, immer häufiger: definierte Projekte
Kommunizieren: in schriftlichen Publikationen, auf Konferenzen, in der Lehre

11.

MAXIMEN DER WISSENSCHAFTLICHKEIT
Objektivität bzw. Neutralität
Universalität bzw. Kontextunabhängigkeit
Exaktheit bzw. Eindeutigkeit
Bitte erklären Sie die Bedeutung dieser Maximen? Was gilt als „wissenschaftlich“?

12.

systematisch und
methodisch
intersubjektiv
transparent
verständlich
nachvollziehbar
überprüfbar
logisch
präzise
klar
widerspruchsfrei
vollständig
Wissenschaftlichkeit
relevant
innovativ
löst Problem
etwas Neues
kriitisch
reflektiert
argumentationsoffen
ethisch

13.

(WISSENSCHAFTLICHE) WAHRHEIT
Wissenschaftliche Standards müssen eingehalten werden
Wissen/Wahrheit basiert auf intersubjektivem Konsens > Konsens wird in scientific
community geschaffen, diskursiv ausgehandelt
Ist nicht allgemeingültig, von unbegrenzter Dauer, nicht neutral
Menschliches Produkt, menschlicher Prozess (dynamisch)

14.

ENTSTEHUNG NEUER WAHRHEITEN
Innovative Ansätze sind zunächst oft umstritten und etablieren sich erst mit der Zeit
Ablösung grundlegender Wahrheiten > Paradigmenwechsel
Beispiel: funktionale Ansätze in der Translationswissenschaft in den 80ern
revolutionierten die Translationswissenschaft, waren umstritten, inzwischen sind sie
längst etabliert und werden als “old school“ gesehen

15.

WISSENSCHAFTSSPRACHE DEUTSCH
Warum werden wissenschaftliche Texte in der Wissenschaftssprache verfasst?
Die Wissenschaftssprache hat die Funktion, die Forschungsergebnisse nach den oben
genannten Maximen der Wissenschaftlichkeit zu präsentieren und einen konstruktiven
Austausch mit anderen Wissenschaftlern zu ermöglichen. (Lieberknecht, May 2019:13)
Ziel: darlegen, beweisen, argumentieren, schlussfolgern (oft auf begrenztem Raum >
komprimierte Sprache)
Woran können sprachlich wissenschaftliche Texte erkannt werden?
Diese Frage und andere werden in einem separaten Themenblock zur Mikrostruktur
wissenschaftlicher Texte behandelt.
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